Ich durfte

heute Vormittag einer wortreichen Handwerkerturnerei an unseren Zimmerdecken beiwohnen. Ich musste dabei lernen – nicht zuzuhören war keine Option – dass jahrmillionen alte Winzinsekten sich gern die „Meldekammer“ hochmoderner Rauchwarngeräte aussuchen, um darin nachts Inspektionsgänge zu unternehmen.

Zwar sei die Kammer, hierbei erhellte mir der kundige Mensch mit seiner Taschenlampe das Innere eines demontierten Geräts, zwar sei die Kammer von hoch feinmaschigem Gespinst umgeben, aber für bestimmte Insektenspaziergänger sei das keine Hürde.

Ich musste mit ihm in eines der Kinderzimmer stiefeln und die Tapete nach beweglichen Fusseln absuchen. Der Minol-Fachmann wurde gleich zweimal fündig, mit sichtlichem Triumph wies er auf die Tierchen und führte aus, dass eine Mücke viel zu sperrig sei, um das Meldekammergitter zu passieren, aber diese Plattlinge, für die sei das gar nichts, zack! sind sie drin.

Diese ungebremste Feinstmaschen-Passier-Kompetenz hat dann zur Folge, dass der nicht sonderlich differenzierungsfähige Melder schreit wie am Spieß. Weil er denkt, es ist Rauch. Dem Insekt ist das Getöse egal, hört ja nix. Und kauert sich bei plötzlichem, durch die aufgescheuchten Großhausbewohner verursachten Grelllicht, auch in besagter Kammer eher ängstlich zusammen, als dass es das schreiende Gerät wieder verlasse, so der Minol-Fachmann. Bei dieser Schilderung krampfte sich der voluminöse Leib des (jedenfalls seinem roten Haupt nach zu urteilen) für seinen Job brennenden Mannes ein paarmal zusammen, um die verschreckte Kauersituation des Insekts anschaulich zu machen.

Jedenfalls sind die fernauslesefähigen Lust-Rotunden nun wieder an ihren Plätzen und gegenüber nächtlichen Kleinstwanderern so blind als wie zuvor. Irgendwann um drei in der Früh hochgescheucht zu werden, gehört halt zum Kleingedruckten unseres bequemen und rundum gesicherten Lebens.

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